Am Tag der Weissen Bänder gedenken wir den Verbrechen in Prijedor,
einem Teil des letzten Genozids an Bosniak*innen 1992 bis 1996.
Anfang der Neunziger begann der Bosnienkrieg. Der vierjährige Angriffskrieg auf Bosnien kostete mehr als 100.000 Menschenleben. Der letzte Genozid an Bosniak*innen (bosnischen Muslim*innen) passierte nichtmal 500 Kilometer und weniger als 6 Stunden Autofahrt von Deutschland. Trotzdem ist er fast vergessen. Wenn überhaupt erinnert wird, dann an Sarajevo oder Srebrenica.
Und die Stadt Prijedor? Alle Nicht-Serb*innen wurden gezwungen, ihre Oberarme mit weißen Bändern zu markieren und ihre Häuser mit weißen Laken. Dann wurden sie in Konzentrationslager, Vergewaltigungslager und Todeslager deportiert.
Fast alle Opfer (mind. 94%) waren Bosniak*innen, also bosnische Muslim*innen. Doch die serbischen Truppen ermordeten auch andere Nicht-Serb*innen. Mehr als 3000 Menschen wurden in wenigen Wochen ermordet, 1800 davon in fünf blutigen Nächten. Zehntausende mehr wurden gefoltert, vergewaltigt, vertrieben. Und dann, in den Jahren danach, wurden noch mehr Menschen ermordet.
Heute ist die Stadt unter Kontrolle serbischer Nationalisten. Sie verbieten den Überlebenden schon seit Jahrzehnten, ein Denkmal für die ermordeten Kinder Prijedors zu errichten. Stattdessen steht im KZ Trnopolje ein Denkmal an die Täter.